Die lustigen Konditionen meiner Hausbank

Jetzt hat es auch mich getroffen. Meine Hausbank hat anscheinend vollends auf eine Premiumbank umgeschwenkt. Ich bin kein großer Freund vom Bankenbashing, aber teilweise sind die Konditionen einfach nicht mehr nachvollziehbar.

Das Drama bei der Kontoübersicht

Wie immer loggte ich mich in mein Onlinekonto ein, um ein paar Überweisungen zu tätigen. Da mich meine Freundin fragte, wie viel ich denn die letzten Monate ca. ausgab, und ich nicht meine Excelliste aufrufen wollte, gab ich einfach im Feld „Zeitraum“ den letzten Monat ein. Daraufhin bekam ich folgende Antwort:

Raiffeisen finanzstatus
Raiffeisen finanzstatus

Ich muss also ein Zusatzpaket hinzubuchen, wenn ich eine Übersicht über die letzten Umsätze haben will. In dem jetzigen Paket ist es möglich, nur mehr 20 (!) Umsätze anzuzeigen.

Mysterium „Finanzstatus“

Ich folgte der Anweisung am Bildschirm und klickte auf „Finanzstatus“. Nächstes Bild (das ist ja fast wie ein Puzzle)

Raiffeisen Finanzstatus 2
Raiffeisen Finanzstatus 2

Ok. Eine weitere sehr aussagekräftige Information. Sollte mir nicht meine normale Kontoübersicht einen tagesaktuellen Überblick meiner Finanzen geben?

Weiter zum Punkt Leistungsübersicht. Sesam öffne dich – ein neuer Browsertab öffnet sich. Jetzt kann ich mich über den mysteriösen „Finanzstatus“ informieren. Was sind die Vorteile dieses Pakets? Gehen wir es gemeinsam durch.

Der Finanzstatus – Ihr rascher Überblick über Ihre finanzielle Situation. Jetzt mit noch mehr Service!

Die Headline, der Aufhänger. Und wieder kann ich damit nichts Anfangen. Auch mit dem jetzigen Paket hatte ich eine gute Übersicht über meine finanzielle Situation. Am Ende zählt, ob der Betrag im Plus, oder im Minus ist. Noch mehr Service? Welchen Service?

Mit dem Finanzstatus in „Raiffeisen ELBA-internet“ haben Sie Ihre Finanzen voll im Griff! Sie profitieren damit stets von einer aktuellen Übersicht über Ihre Vermögenswerte und Verbindlichkeiten. So können Sie finanzielle Entscheidungen noch schneller treffen.

Eine Wiederholung der Headline, mit dem Hinweis, dass ich meine finanziellen Entscheidungen noch schneller treffen kann. Gut, aber warum? Die Beschreibung ist mir leider zu allgemein.

Ihre Vorteile auf einen Blick:
  • Raiffeisenprodukte werden täglich aktualisiert.
  • Erstellung einer Vermögensbilanz.
  • Grafische Auswertung des Vermögens.
  • Unterstützung bei Ihren finanziellen Entscheidungen.

Ah, endlich. Die Vorteile. WIRKLICH? Für diese Leistungen muss ich bezahlen?? Die tägliche Aktualisierung habe ich auch beim normalen Konto. Die Erstellung einer Vermögensbilanz ist bei mehreren Konten sinnvoll. Außerdem ist die grafische Auswertung und Erstellung bei den meisten Anbietern schon Standard. Wie will mich meine Hausbank mit diesen Tools bei meinen finanziellen Entscheidungen unterstützen? Oder ist vielleicht noch irgendwo ein weiterer Service versteckt? Kann ich meinen Berater um Rat fragen? Sorry, aber dieser „Vorteil“ ist mir im Zusammenhang mit den anderen Leistungen zu wenig.

Im Finanzstatus in „Raiffeisen ELBA-internet“ werden Konten und Verträge angezeigt, die für den Finanzstatus freigeschaltet sind:

  • Konten und Finanzierungen: Girokonto, Kredit- und Darlehenskonten, Bausparfinanzierungen.
  • Sparen und Geldanlage: Sparbücher, Bausparvertrag, Depots, Wertpapier-Verrechnungskonten.
  • Versicherungen: Leistungsübersicht über Ihre Versicherungsverträge der Raiffeisen Versicherung.
  • Kreditkartenumsätze: Visa Karte, Mastercard.

Wie erhalten Sie den Raiffeisen Finanzstatus?

  • Kontaktieren Sie einfach Ihren Raiffeisenberater, er wird Ihre Konten und Verträge für den Finanzstatus freischalten.
  • Zum Finanzstatus gelangen Sie mit Ihrer „Raiffeisen ELBA-internet“ Verfügernummer innerhalb von „Raiffeisen ELBA-internet“.

Also muss ich für jedes Konto diesen Status extra freischalten lassen? Anscheinend schon, denn jedes Konto wird mit einem Vertragsabschluss begründet. Zum Schluss das Beste: Ich erhalte keine Information wie viel mir der Service kostet, sondern muss den Berater kontaktieren. Preistransparenz – fail!

Schlussendlich gibt es noch eine Leistungsübersicht im PDF-Format. Hier findet sich erstmals eine sinnvolle Gegenüberstellung der Pakete. Bietet der Finanzstatus tatsächlich mehr als die oben angegebenen …Vorteile…? Um es einfach und kurz zu machen: Nein. Tatsächlich kann ich nur

  • mehr als 20 Umsätze ansehen
  • und habe eine Komplettübersicht mit grafischer Auswertung

Toll. Applaus.

Achja, erinnert sich noch jemand an den Punkt „Teilnahmebedingungen“ im Screenshot oben? Eine besonders tolle Landingpage öffnet sich beim Klick auf diesen Punkt. Eine Übersicht über die verschiedenen AGB’s ploppen auf. Thumbs up liebe Raiffeisenbank, so geht Kundenfreundlichkeit. Gott sei Dank ist die Beschriftung der einzelnen AGB’s verständlich gewählt und das richtige Dokument wird schnell gefunden. Wobei auch hier eine allgemeine Information gegeben wird, die mir nicht weiterhilft.

Schlusswort

Ich habe gerade meinen Berater kontaktiert, weil ich sichergehen will, ob Raiffeisen es mit dieser Vorgehensweise ernst nimmt. Vielleicht sind die Beanstandungen für die MitleserInnen nur einige Kleinigkeiten, aber mal ehrlich: Eine Anzeige von über 20 Umsätzen sollte schon ohne Aufpreis drinnen sein. Bisher habe ich nicht die Bank gewechselt, weil es keinen wirklichen Grund dazu gab. Und noch einmal: Wenn ich mir den Text noch einmal durchlese, kommt es nur auf die Übersicht der letzten Umsätze an. Dieser Punkt ist für mich aber immens wichtig (Finanzübersicht, Buchhaltung…) und ich bin nicht bereit dafür mehr zu zahlen.

Mal sehen, ob mir mein Berater dazu mehr sagen kann. Denn ich kann es eigentlich fast nicht glauben, dass für diesen Service Geld verlangt wird.

€: Das mit dem Finanzstatus hat sich geklärt. Der Service kostet nichts extra. Die Bank will für 2017 ein neues Preismodell in Angriff nehmen, hat aber noch nichts öffentlich gemacht, weil die PR-Maschine erst anläuft. Die Konten werden zukünftig in mehrere Preisklassen unterteilt und der beanstandete Service ist – soweit mir bekannt – enthalten.

Wie seht ihr das? Würdet ihr dafür zahlen? Wie löst das eure Bank?

18 Kommentare zu „Die lustigen Konditionen meiner Hausbank“

  1. Hallo Jo,

    Ich habe ein Studentenkonto und dazu alle freigeschalteten Services, die du gerade besprochen hast. Ich sehe es sehr ähnlich. Ein richtiger Mehrwert wird nicht geboten!

    Liebe Grüße
    Florian Krennmayr

  2. Hi,

    puh! Nur 20 Buchungen wäre mir deutlich zu wenig. Meine Bank (Postbank) liefert „nur“ die letzten 100 Tage, was ich eigentlich schon bescheiden finde, aber auch nur in den seltensten Fällen ein Problem darstellt. Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Daten nicht eh auf dem Server liegen und eine weitere Auflistung der letzten 5 Jahre auch nur die Änderung einer Konstanten innerhalb der Software ausmachen würde. Da man als Onlineuser ja auswählen kann, welcher Zeitraum von Interesse ist, würde auch die Serverbelastung nur minimal zunehmen. Ich will ja zumeist nur den letzten Monat sehen.
    Ich fürchte, es sollen zusätzliche Einnahmen für „Premium“-Features generiert werden, ohne das zusätzliche Kosten entstehen. Unschön, aber Teil der Marktwirtschaft. Es gibt kein Menschenrecht auf spezielle Bankfeatures und ggf. muss man halt die Bank wechseln. Bei Girokonten ist das natürlich wegen der vielen Abhängigkeiten besonders ärgerlich, daher würde ich mir so einen Wechsel auch immer zweimal überlegen.

    Liebe Grüße
    Dummerchen

    1. Hallo Dummerchen,

      ich bin ganz deiner Meinung. Das Auslesen von mehr Daten ist normalerweise nur eine kleine Änderung einer Variable im Code.

      Ich bin schon gewillt für ein Konto zu zahlen, aber nicht für Features, die bei anderen Banken grundsätzlich Standard sind. Stimmt, der Wechsel ist natürlich etwas zeitaufwändig, aber viele Institute bieten einen komfortablen Wechsel an und kümmern sich um fast alles.

      LG
      Johannes

  3. Also meines Erachtens hat die Bank da eine vorzügliche Möglichkeit gefunden ihre Kunden zu verscheuchen. Aber in dem Bereich beweisen die klassischen Filialbanken ja schon lange ihr Talent. 😉

    Diejenigen die „seit Ewigkeiten bei ihrer Hausbank sind und das auch für immer bleiben“ werden es einfach schlucken. Und mit den anderen die so was nicht hin nehmen ist vermutlich eh nicht genug für diese Bank zu verdienen.

    Für so etwas würde ich absolut nicht zahlen. Bin vor langem von einer Filialbank zu einer Direktbank gewechselt und habe es nicht bereut. Den „Berater“ der einem in solchen Fällen hilfreich zur Seite steht braucht man dort mangels derartiger Probleme nämlich gar nicht erst.
    Würde mich ja nicht mal überraschen wenn das nur eine Masche ist um die Kunden zum „Berater“ zu bekommen, damit dieser bei der Gelegenheit noch ein paar hauseigene Produkte an den Mann bringen kann…

    1. Hallo Martin,

      für diesen „Service“ werde ich auch nicht zahlen, weil dieser bei anderen Banken (egal ob Direkt- oder Filialbank) dabei ist.

      Mir persönlich bietet meine Filialbank momentan auch keine wirklichen Vorzüge. Am Schalter war ich seit x Jahren nicht mehr, meinen Berater benötigte ich heute das erste oder zweite Mal innerhalb von 26 Jahren. Mein Depot habe ich bereits bei einem Onlinebroker und bin damit zufrieden – auch ohne dem örtlichen Support. Aber nicht falsch verstehen, ich erkenne guten Service an und bin bereit dafür zu zahlen, aber es muss schon eine Funktion sein, die über den Standard hinausgeht.

      LG
      Johannes

  4. Hallo Johannes,

    danke für deinen persönlichen Bericht.

    Ein Zusatzpreis für die Anzeige von mehr als 20 Buchungen und weitere Auswertungen ist tatsächlich eine lustige Erfindung. Da musste ich beim Lesen gerade auch ein bisschen schmunzeln. 🙂

    Und dennoch sollte man an dieser Stelle mal wieder einen Schritt zurück treten, um nicht doch wieder ins – von dir erwähnte – notorische Banken-Bashing abzurutschen.

    Ich meine, wie Martin B. schon so schön schreibt, bist du eben Kunde einer sog. „Filialbank“ und keiner Direktbank.

    Das heißt, dass deine Bank Filialen vorhalten muss, um dir damit ein Servicelevel zu bieten, dass Direktbanken nicht bieten können: persönliche Beratung vor Ort, Sorten, Schließfächer, Verwahrstücke, Edelmetalle, Münzen, regelmäßige Informationsveranstaltungen und die legendären kostenlosen Kugelschreiber usw.

    Die Frage, die sich in dem Zusammenhang stellt: Was zahlst DU für dieses Servicelevel?

    Da ich deinem Blog entnehmen kann, dass du Student bist, nehme ich mal an, dass dein Konto im Grundpaket kostenlos ist. Das heißt, du zahlst erst einmal gar nichts. Die Bank verdient nicht nur nichts an dir, sondern stellt dir noch dazu eine gewisse Infrastruktur (Geldversorgung etc.) nebst Service zur Verfügung.

    Bisher konnten die Banken Schüler- und Studentenkonten dank Zinsmargen ja noch quersubventionieren; dass diese Zeiten nun aber vorbei sind, ist ja wohl so ziemlich jedem klar.

    Woher sollen Sie also die Einnahmen nehmen, um das genannte Servicelevel zu erhalten und zu finanzieren?

    Klar, dass die Banken da erfinderisch werden und sich neue Einnahmemöglichkeiten ausdenken.
    Irgendwie müssen Sie sich halt finanzieren.

    Ich finde es eigentlich sogar beinahe frech, dass mittlerweile davon ausgegangen wird, dass eine Institution wie ein Bankkontokorrentkonto kostenlos zu sein hat.
    Sorry, aber ein Bankkonto benötigt schon gewisse unternehmerische Ressourcen, die nicht eben einfach mal so kostenlos zur Verfügung gestellt werden können.
    Und andersherum staune ich immer, wie gerne scheinbar jeder Verkäufer die satten Prozente an einen Dienstleister wie Paypal abdrückt, der nicht einmal ansatzweise ein solche Strukturniveau bietet, wie eine klassische mitteleuropäische Filialbank.

    Wer auf alle genannten Services verzichten kann, kann natürlich zu einer Direktbank wechseln. Wenn dann doch mal ein Teil dieser Services benötigt wird, muss dann eben im Zweifel einmal etwas mehr gezahlt werden.

    Den aber vorzuwerfen, dass sie jetzt erfinderisch werden und sich „erdreisten“, die – durch Eingriffe staatlicher bzw. staatsnaher Institutionen – weggebrochenen Zinseinnahmen durch Gebühreneinnahmen auszugleichen, ist für jemanden mit wirtschaftlichem Sachverstand schon abenteuerlich.

    Wem also andersherum daran gelegen ist, dass Banken wenigstens teilweise noch in unseren Innenstädten vertreten bleiben, der sollte in den sauren Apfel beißen und auch mal ein paar Euro Kontoführungsgebühr abdrücken. Spätestens wenn man Kinder hat und diesen das Sparen etwas näher bringen will, hat die kleine örtliche Sparkasse noch sehr gute Dienste geleistet.
    Und ich glaube nicht, dass das erste Sparbuch denächst Gebühren kosten wird. 😉

    Beste Grüße

    Oliver

  5. Hallo Oliver,

    danke für deine ausführliche und tolle Antwort!!

    Du hast recht, ich zahle für diesen gesamten Service nichts (bis September). Das die Bank nichts an mir verdient ist denke ich so nicht richtig. Immerhin lagert ein Großteil meines Geldes für lau dort, das die Bank für die eigenen Geschäfte verwenden kann. Zusätzlich frage ich mich, ob die paar Euros Gebühr im Vermögen der Bank einen so immensen Unterschied machen. Makro betrachtet wahrscheinlich schon, wobei man sich auch hier fragen muss, ob der Betrag wirklich ausschlaggebend ist (Rein auf die Kontoführung bezogen! Keine anderen Gebühren). Interessant wäre dann zusätzlich eine Gegenüberstellung der Einnahmen aus anderen Bereichen. Wie wir wissen sind Banken für die Realwirtschaft wichtig, aber noch umtriebiger mit Finanzprodukten.

    Kontoführungskosten sind mir im Grunde erstmal egal und ich bin gerne bereit dafür zu zahlen, jedoch nicht, wenn mir bei einer anderen Bank der gleiche Service nur ohne Kosten bzw. noch mehr geboten wird. Ich gehe auch nicht davon aus, das irgendetwas, was mit Geld zu tun hat gratis ist. Allerdings sollte sich ein Unternehmen der Realität stellen und übliche Services nicht als Mehrwert verkaufen.

    Ich bin kein Freund des Bankenbashings, weil mir jegliche Probleme mit Banken und Beratern erspart blieben und es natürlich sinnvoll ist, einen physischen Bezugspunkt zu haben, speziell wenn Kinder ins Spiel kommen und so den Umgang mit Geld lernen. Zusätzlich sind Banken für die operativen Geschäfte und das gesamte Finanzsystem, wie wir 2008 sehen konnten, wichtig. Auf der anderen Seite ist es für Private sowie Banken notwendig mit der Zeit und dem Mitbewerb zu gehen – auch das gehört zur Marktwirtschaft dazu. Dazu gehört die Anpassung des Services und die richtige Ausrichtung des Unternehmens. Gerade heute habe ich eine Studie gelesen, welche den traditionellen Banken nicht gutes vorhersagt, vorausgesetzt sie ändern ihre Strategie nicht.

    Kurz und knapp:
    – Gebühren sind mir Grundsätzlich egal und ich zahle gerne, wenn die Leistung stimmt. Ein Grundgedanke der Marktwirtschaft.
    – Banken sollten einen Mehrwert bieten und nicht einen Standardservice als Premium verkaufen
    – Wenn sich Filialbanken mit dem Angebot der „neuen Banken“ nicht messen können ist der Auslöser nicht ein Staat oder der Kunde, sondern der Markt. Wie du schreibst, sind Banken auch Unternehmen. Unternehmen müssen sich weiterentwickeln und innovativ bleiben.

    Verstehe mich nicht falsch, mit vielem was du schreibst gehe ich konform! Und auch die Filiale in der Innenstadt sehe ich gerne, z.B. wenn wirklich mal der Hut brennt und ich z.B. schnell eine Leistung vor Ort brauche. Aber wenn du unternehmerisch argumentierst, sollten dann Banken nicht auch unternehmerisch und innovativ denken? Warum sollte ich zu einer Filialbank, die mir nicht mehr bietet als eine Direktbank, außer einem Schalter, den ich in meinen bisherigen 26 Jahren eigentlich gar nicht benötigt habe? Warum soll ich für eine Leistung Gebühren zahlen, die ich bei einer anderen Bank gratis dabei habe?

    LG
    Johannes

    1. Hallo Johannes,

      ich glaube, wir sind argumentativ sogar noch näher beieinander, als wir beide ursprünglich dachten.

      Aber der Reihe nach:

      1. „Das die Bank nichts an mir verdient ist denke ich so nicht richtig. Immerhin lagert ein Großteil meines Geldes für lau dort, das die Bank für die eigenen Geschäfte verwenden kann.“ – Leider muss ich dich hier korrigieren. Tatsächlich zahlt die Bank aktuell für jeden Cent, den du als Sichteinlage bei der Bank liegen hast, auch noch drauf. Siehe hier: http://jodano.de/geldanlage/negativzinsen-oder-der-untergang-des-abendlandes/ . Dass die Banken diese Strafzinsen (noch) nicht an Privatkunden unterhalb von „Bagatellgrenzen“ weitergeben, ist tatsächlich dem intensiven Verdrängungswettbewerb unter den Banken zu verdanken. Praktisch kostet die Bank dein Geld weiteres Geld.
      Und auch die klassische Lehre von der „Fristentransformation“ zieht in unseren Zeiten nur noch bedingt, da der Geldmarkt nach wie vor in Europa nicht so funktionstüchtig, wie er vor der Finanzkrise war.
      Fakt ist: Deine Sichteinlagen kosten die Bank zusätzliches Geld, das die Bank dir nicht in Rechnung stellt.
      2. „Zusätzlich frage ich mich, ob die paar Euros Gebühr im Vermögen der Bank einen so immensen Unterschied machen.“ – Machen sie. Dein Artikel ist der beste Beweis. Und wenn du den Bankenmarkt ein bisschen beobachtest, wirst du feststellen, dass die Kreativität der Banken bei der Gebührenerfindung kaum Grenzen kennt. Mit 5 Euro pro Monat finanzierst du einen Geldautomaten, Servicemitarbeiter etc mit.
      3. „Interessant wäre dann zusätzlich eine Gegenüberstellung der Einnahmen aus anderen Bereichen.“ – Ich weiß nicht genau, wo du mit deiner Frage hin willst, kann die Pointe aber vorwegnehmen: Die Margen schmilzen in allen Bereichen. http://jodano.de/geldanlage/die-probleme-der-banken/
      Der Zahlungsverkehr ist besonders schmerzhaft betroffen, weil er die Cash Cow der Banken war. Im Anlagegeschäft und Kreditgeschäft lässt sich kaum noch etwas verdienen. Das Schreckgespenst Bank, das von vielen gemalt wird, entsteht oftmals nicht frei von Eigennutz.
      4. „Kontoführungskosten sind mir im Grunde erstmal egal und ich bin gerne bereit dafür zu zahlen, jedoch nicht, wenn mir bei einer anderen Bank der gleiche Service nur ohne Kosten bzw. noch mehr geboten wird. Ich gehe auch nicht davon aus, das irgendetwas, was mit Geld zu tun hat gratis ist. Allerdings sollte sich ein Unternehmen der Realität stellen und übliche Services nicht als Mehrwert verkaufen.“ – Sehe ich genauso wie du. Deswegen habe ich ja auch geschrieben: Direktbanken haben ihre Berechtigung. Jeder kann dank Privatautonomie frei entscheiden, welchen Service er möchte und wie viel er dafür bezahlen möchte.
      5. „Dazu gehört die Anpassung des Services und die richtige Ausrichtung des Unternehmens.“ – Sehe ich auch so wie du.
      6. „Gerade heute habe ich eine Studie gelesen, welche den traditionellen Banken nicht gutes vorhersagt, vorausgesetzt sie ändern ihre Strategie nicht.“ – Siehe mein obiger Link. Die Probleme sind hausgemacht und gleichzeitig absehbar gewesen. Jetzt findet eine Marktbereinigung statt und dann wird es eine neue Marktpositionierung geben.
      7. „Banken sollten einen Mehrwert bieten und nicht einen Standardservice als Premium verkaufen“ – Deine Bank ist aber auch wirklich ein selten lustiges Beispiel. 😀 Andere Banken haben schon die Premiumprodukte etwas markttauglicher gestaltet.
      8. „Wenn sich Filialbanken mit dem Angebot der „neuen Banken“ nicht messen können ist der Auslöser nicht ein Staat oder der Kunde, sondern der Markt. Wie du schreibst, sind Banken auch Unternehmen. Unternehmen müssen sich weiterentwickeln und innovativ bleiben.“ – Doch, sie können sich ja mit den Direktbanken messen. Mit meinem Kommentar wollte ich nur etwas dafür sensibilisieren, dass man unter Umständen einfach nicht zur Zielgruppe der Filialbank gehört. Was du ja richtig erkannt hast. Im Bereich der Finanzblogs sprechen wir im Kreis idR. junger, selbständiger, aktiver Menschen, die ihre Finanzen selbst in die Hand genommen haben. Aber diese Zielgruppe ist nicht die Regel. Der Bedarf nach individueller Beratung ist eher gestiegen als gefallen. Sieh dir doch mal den Zuzug an Flüchtlingen an. Glaubst du, dass denen mit einem Direktbankkonto wirklich geholfen ist?
      Der Staat ist natürlich nicht der Auslöser falscher Marketingstrategien. Aber seine Entschuldungspolitik ist der Auslöser für ein Wegbrechen von Zinserträgen, der einer ganzen Branche schwer zu schaffen macht – auch den Direktbanken übrigens. Insofern ist der Eingriff des Staates oder staatsnaher Organisationen schon ein betriebswirtschaftliches Hindernis.
      Wie oben schon angedeutet: Hinsichtlich deines letzten Satzes gebe ich dir vollkommen recht: Es findet eine gesunde Marktbereinigung statt, die mit einer Neupositionierung vieler Institute einher gehen wird. Die Filialbanken werden sich hinterfragen und anpassen müssen.
      9. „wenn wirklich mal der Hut brennt und ich z.B. schnell eine Leistung vor Ort brauche. Aber wenn du unternehmerisch argumentierst, sollten dann Banken nicht auch unternehmerisch und innovativ denken? Warum sollte ich zu einer Filialbank, die mir nicht mehr bietet als eine Direktbank, außer einem Schalter, den ich in meinen bisherigen 26 Jahren eigentlich gar nicht benötigt habe? Warum soll ich für eine Leistung Gebühren zahlen, die ich bei einer anderen Bank gratis dabei habe?“ – Wie du schon feststellst, sind wir ja auch hier konform. Aber wenn du dein Zitat noch mal durchliest, möchtest du zusammengefasst das Folgende: Eine Bank, die für dich und den Ernstfall Standardleistungen jederzeit parat hält, dabei aber innovativ ist oder wenigstens kein Geld kostet bzw. (siehe oben – Stichwort „Sichteinlagengebühr“) dir auch noch eigene Kosten erstattet. – Das klingt für mich nach eierlegender Wollmilchsau und teilweise sogar einander ausschließenden Forderungen. Oder willst du im Ernstfall wirklich nur innovative Leistungen? Ne, vermutlich willst du genau da Standardleistungen, wie ich sie in meinem ursprünglichen Kommentar aufgezählt hatte. Es gibt schon einige Leistungen, die du auf die Schnelle nicht von einer Direktbank bekommen kannst: Sorten, Edelmetalle, Reiseschecks, Entsperrungen etc. Ich glaube, damit kommen wir immer wieder zu meiner Hauptmotivation für meinen Kommentar: Filialbank und Direktbank haben ihre Berechtigung. Die Eine ist regional, kundennah und teuer. Und die andere ist eben günstig. Ich schätze übrigens beide.

      Sorry, dass es so lang geworden ist.

      Liebe Grüße zurück

      Oliver

      1. Hey Oliver,

        meine Antwort lässt auf sich warten und ich bitte dich noch um ein bisschen Geduld. Es freut mich aber extrem, dass bisher zwischen uns und u.a. durch deine langen Antworten auch eine allgemeine schöne Diskussion entstanden ist.

        LG
        Johannes

  6. Hallo Johannes,
    schöner Artikel, der mustergültig zeigt wie verzweifelt und gleichzeitig blind traditionelle Banken sind.

    In Niedrigzinszeiten ist es ja verständlich, dass Banken mit kostenlosen Girokonten nur wenig verdienen. Der Ansatz, Kunden für unnötige „Premiumleistungen“ zahlen zu lassen, zeigt jedoch nur, dass Banken immer noch nicht gelernt haben.
    Fast alle traditionellen Geldhäuser betonen ja derzeit, wie weit sie den neuen Fintechs voraus sind. Oder sie gehen Kooperationen mit ihnen ein, um cool und fresh zu wirken. Dabei sehen sie scheinbar nicht, dass ein Internetauftritt und eine schicke App nicht ausreichend sind. Es geht darum Banking zu vereinfachen, mir als Kunden interessante Tools an die Hand zu geben und sich selber vor allem als Dienstleister zu sehen. Ich meine Start Ups wie N26 gehen hier in die richtige Richtung.
    Zu dem Kommentar, der die vermeintliche „Geiz ist geil“ Haltung anprangerte: das Argument ist für mich überhaupt nicht nachzuvollziehen. Ich verlange nichts umsonst. Ich verlange die Aufbewahrung meines Geldes und entsprechende Finanzdienstleistungen und biete der Bank im Gegenzug an, mit meinem Geld zu arbeiten. Das bringt der Bank derzeit bei niedrigen Zinsen nur wenig Profit? Tja, das spüre ich auch anhand fehlender Verzinsung aber warum soll ich zusätzlich noch die fehlenden Profite der Bank ausgleichen? In der Vergangenheit hat sie zünftig verdient und mir ein paar Zinsen gezahlt. Momentan gucken wir beide in die Röhre. Aber ich sehe nicht ein aus alter Verbundenheit plötzlich zu zahlen für etwas was ich auch kostenlos erhalte.
    Worauf die Banken hier setzen ist doch nur die Trägheit der meisten Menschen, sich eine neue, bessere Bank zu suchen.
    Dabei scheinen sie zu ignorieren, dass ein Kontowechsel heute so einfach wie nie ist. Identverfahren per Smartphone inklusive. Und wenn die Zinsen wieder steigen, wundert man sich wo denn all die Kunden geblieben sind.

    Beste Grüße
    Pascal
    Fyoumoney.de

    1. Hi Pascal,

      stimmt, nur auf den Hype aufzuspringen reicht nicht. Ich sehe das wie du, und Oliver ist ja auch nicht weit von dieser Argumentation entfernt.

      Der Kontowechsel ist tatsächlich sehr einfach geworden. Ein Freund von mir hat das letztens gemacht – die Bank übernahm eigentlich alles für ihn.

      LG
      Johannes

  7. Hallo Johannes,

    deine Bank macht scheinbar gerade alles um ihre Kunden loszuwerden. Die Kunden sind wohl zu lästig geworden. 🙂
    Eine Anzeige von nur 20 Buchungen ist doch ein Witz und viel zu wenig. Bei den Banken die ich kenne sind es mindestens 100 Tage oder noch mehr und das vor allem Kostenlos. Mich würde mal interessieren was dein Bankberater dazu sagt.

    Gruß
    Klaus-Dieter

    1. Hi,

      wie gut es um den Ruf der Bank steht, merkt man ja… Welche Enttäuschungen hattest du? Berater, Onlinebanking oder allgemein?
      Easybank hatte ich noch gar nicht im Blick, deine Alternative „Number 27“ jedoch schon; allerdings scheiterte es am Handy ;). Danke für den Link!

      LG
      Johannes

  8. Gibt es denn eine Auflösung, ob der Serivce ab September etwas kostet?
    Oder war es nur ein Hinweis, was die Bank neues macht, im Mantel einer Freischaltung?

    Ich hatte bisher wenig Probleme mit meinen Banken. Meine schlimmste Erfahrung war flatex, die Gebühren für ausländische Divindenden genommen hat ohne das klar zu kommunizieren. Bin allerdings sehr wechselfreudig, allein um die guten Konditionen für Neukunden auszunutzen. Ich finde es ein Unding im System, dass Bestandskunden im Vergleich abgestraft werden. Aber, da das so ist, kann man die Situation ausnutzen und jährlich die Bank wechseln.

    Derzeit bin ich bei moneyou für Tagesgeld, bei ING für Girokonto und bei comdirect für Trading.

    1. Hi,

      die Auflösung wird als Edit einfügen.
      Mhm, ich bin auch bei Flatter und die Abzüge bei Dividenden tun weh. Der Vermerk das dies geschieht ist wirklich schwer zu finden. Bei MoneYou liegt auch mein Tagesgeld. Der Anbieter ist schön unkompliziert, wenn dadurch auch vllt. ein wenig unsicher.

      LG
      Johannes

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