ETFs sind die Frugalisten-Könige im Dorf der börsengehandelten Fonds. Warum? Weil im Vergleich mit anderen Anlagemöglichkeiten die Kosten sehr gering sind.
Aber wie viel kostet ein ETF im Durchschnitt?
Und ab wann ist ein ETF günstig oder teuer?
Im Netz fand ich keine befriedigende Antwort. Nur Morningstar hat die durchschnittliche Gesamtkostenquote von europäischen ETFs mit 0,38 % beziffert. Wie sieht es dann insgesamt aus? (Alle ETFs werde ich zwar nicht abbilden, aber zumindest gehe ich über die europäischen ETFs hinaus und schaue auf den Gesamtmarkt.)
Ha, dachte ich mir und öffnete mein bereits weinendes Excel. Das Programm wusste was kommt: Daten. Unmengen an Daten.
Ich erspare dir die langweilige Vorgehensweise. Kommen wir gleich zu den nackten Tatsachen. Zuerst aber ein bisschen Theorie, um die „Kosten“ eines ETFs besser zu verstehen.
Die Kosten eines ETFs: Total Expense Ratio (TER)
Die TER ist eine Kennzahl, um die Kosten eines ETFs einschätzen zu können. Die Total Expense Ratio wird auch Gesamtkostenquote genannt. Du findest diese Kostenquote in jedem Produktblatt und Factsheet der ETF-Anbieter, aber auch auf den üblichen Vergleichsseiten.
Die TER hat aber auch Schwächen. Der Finanzwesir beschreibt das in seinem Artikel so:
In der TER sind alle Kosten versammelt, die der ETF-Anbieter jährlich für die Indexnachbildung einstreicht. Die Liste der Kosten ist lang. Handelskosten, Marketingkosten, Depotbankgebühren bis hin zu Lizenzkosten für den Index und natürlich die Management- und Verwaltungsgebühren. Alle diese Kosten sind vorab bekannt. Deshalb ist es möglich, eine feste TER zu berechnen. Es gibt aber auch Kosten, deren Höhe erst im Nachhinein bekannt ist. Dazu gehören Maklerprovisionen, Steuern und Kosten für Swap-Transaktionen (bei synthetischen ETFs). Diese variablen Kosten können naturgemäß von der TER nicht erfasst werden.
Dennoch eignet sich die Kennzahl, um die fixen Kosten abzubilden.
Nachdem wir das geklärt haben, kommen wir zur Auswertung.
Frage 1: Was sind die durchschnittlichen Kosten für einen ETF?
Bei einer Anzahl von 1.248 ETFs liegt die durchschnittliche TER bei 0,31 %.
Beim Median kommen wir auf 0,29%.
Der Mittelwert – auch arithmetisches Mittel – beschreibt Daten mit nur einer Kennzahl. Du kennst die Berechnung sicher aus dem Alltag. Der Nachteil ist, dass sich sehr niedrige und sehr hohe Werte sehr stark auf diese Kennzahl auswirken. Deshalb wird auch oft der Median für die Beschreibung von Daten verwendet. Der Median beschreibt „die Mitte“ aller Daten. Bei einem Wert von 0,29 % sind 50 % der Werte kleiner oder gleich dem Median und 50 % größer oder gleich dem Median.
Zurück zur Frage. Hier nochmal alle wichtigen Kennzahlen zusammengefasst:
Mittelwert | 0,31% |
Median | 0,29% |
Maximum | 0,95% |
Minimum | 0,04% |
Maximum und Minimum haben wir noch nicht besprochen, aber du weißt bestimmt, was damit gemeint ist. Die maximale Gesamtkostenquote von ETFs liegt bei 0,95 %, der günstigste ETF hat eine TER von 0,04 %.
Was bringt dir das jetzt? Damit sind wir bei Frage zwei.
Frage 2: Ab wann ist ein ETF günstig oder teuer?
Wir wissen jetzt folgendes: ETFs haben durchschnittlich eine TER von 0,31 %.
Das heißt, alles unterhalb dieser aktuellen Kennzahl klassifiziere ich als günstig, alles darüber als „teuer„.
Zum Wort „teuer„: Das gilt natürlich nur innerhalb des ETF-Universums. Im Vergleich zu klassischen Fonds sind auch ETFs mit der maximalen TER günstig. Beispiel: Der Fonds von einem bekannten deutschen Talkshowbesucher hat eine Verwaltungsgebühr von 1,60 % (und noch weitere Kosten wie den Ausgabeaufschlag, der bei ETFs wegfällt).
Der Vorteil ist: Wenn du jetzt einen ETF suchst, kannst du die TER besser einordnen.
Moin
jetzt hast du mir den Tag verdorben – nachdem ich gesehen habe das ich doch ein paar teure ETFs im Portfolio rumliegen habe 😉
Ernsthaft – gute Idee und die knapp 0,3 merk ich mir als gute Bewertungsbasis für kommende (wobei ich mittlerweile fast nur noch Vanguard einsammle wenn möglich – mein letzter S&P mit 0,07% senkt dann den Schnitt bei mir wieder 🙂 !
Hi,
oh, nein! Aber ich habe mir auch den Tag verdorben, weils bei mir genau so ist 😛
Ja, die Vanguards sind echt extrem günstig.
LG
Johannes
Hi denkfabrik,
wir haben dazu auch eine kleine Auswertung gemacht: https://de.extraetf.com/research/etf-informationen-fuer-journalisten
Wir kommen auf durchschnittlich 0,36% 🙂
Schau mal unter Punkt (4) bis (6).
Beste Grüße
Franz
Hallo Franz,
euer Artikel ist mir bei meiner Recherche leider gar nicht untergekommen. :/
Coole Sache!!
LG
Johannes
Danke für Deine Mühen. Ich glaube allerdings, dass Du dir diese Arbeit umsonst gemacht hast. Denn meines Erachtens wichtiger ist die TD die die Abweichung des ETF vom Index beschreibt. Und wenn ein ETF sehr nah an seinem Referenzindex war dann ist er günstig.
Beispiel: Der iShares MSCI World ausschüttend h at eine TER von dicken 0,5%. Die jährliche Abweichung vom Index betrug seit 2008 0.25% pro Jahr. Damit ist der ETF günstiger als es die TER suggeriert.
Es macht daher Sinn sich auf Seiten wie dieser https://www.trackingdifferences.com herumzutreiben um zu sehen ob die günstige TER nicht etwas vorgaukelt was es nicht ist oder ob ein anscheinend teures Produkt nicht am Ende doch ganz passabel ist. Immerhin kann ein Anbieter mit Wertpapierleihe usw. seine Kosten drücken.
Hallo Daniel,
habe letztens eine aktuelle Studie gelesen, die der TER eine höhere Wertigkeit zuschreibt. (Schreibe noch darüber)
Hat für mich bei der schnellen Überprüfung der Daten auf der von dir genannten Seite auch Sinn gemacht.
Für mich hat sich die Arbeit deshalb gelohnt…und ich hoffe, für andere auch 😉
LG
Johannes
Interessant. Danke für die Übersicht und den schönen Artikel.
Ich sehe das aber ähnlich wie Daniel. Die Tracking-Differenz (TD) gibt ja die Abweichung eines ETF vom Index an. Mir erschließt sich also auf den ersten Blick nicht, inwiefern die weniger relevant sein soll als die TER. Immerhin kann man ja anhand der TD sehr gut erkennen, wie exakt ein ETF (trotz Kosten) den Index abbildet, also seine Index-Treue. Die oftmals bereits recht günstigen Vanguard-ETFs schaffen nicht selten am Ende sogar eine negative TD und „schlagen“ den Index sogar trotz Kosten geringfügig. Der SPDR US Dividend Aristocrats ETF mit seiner TER von immerhin 0,35% kommt auch auf eine leicht negative TD.
Wie gesagt, mir fehlt da die Fantasie zu erahnen, warum ausgerechnet die TER, die ja gar nicht alle Kosten beinhaltet, eine höhere Wertigkeit haben soll. Bin da jetzt aber gespannt auf Deinen Artikel. Vielleicht gibt es da etwas, was ich übersehe.
Hallo Johannes,
Danke für die Info.
LG,
Tobias
Hi Johannes,
Vielen Dank für deine Mühen, das alles so schön und übersichtlich zusammen zu fassen. Weiter so!
Gruß,
Jürgen
Hi Jürgen, danke. LG