Ich habe mich verkauft

Du Sünder!

Gerade als ich den Artikel über Differenzkontakte schrieb, kam der werbekritische Podcast von Finanzwesir und Finanzrocker. Daniel verdammte dubiose Mailanfragen und der Finanzwesir kann mit Anzeigen sowieso nichts anfangen.

Wenn die großen Blogger der Szene die Anzeigen kritisieren, soll ich dann eine Kooperation annehmen? Sind Kooperationen sinnvoll? Muss ich mich dann auf eine tobende Meute in den Kommentaren gefasst machen? Keine Ahnung. Aber ich liebe Kontroversen.

Lächelnd drücke ich auf „Veröffentlichen“.

  1. Sünde: Mailflut der Agenturen

Im Podcast „Jahresrückblick“ erzählen die beiden Finanzblogger von unzähligen Mailanfragen. Auch in meiner Mailbox sind fast wöchentlich Anfragen von Agenturen:

„Schreib’ doch einen Artikel über XYZ“.

Das sind schöne virtuelle Briefe. Andere gleichen einer schriftlichen Körperverletzung. 98% der Anfragen schlug ich bisher aus. Meistens war das Thema nicht optimal. Dabei denke ich vor allem an meine Leser und auch beim letzten Artikel war es ähnlich. Warum ich trotzdem über CFDs schrieb? Noch ein bisschen Geduld.

Die erste Sünde „Mailflut“ ist manchmal nervig, aber überraschend oft interessant und nett. Die Marketer sind gut informiert, schreiben persönlich – keine Massenmails und sind sichtlich bemüht eine gute Kooperationsbasis zu schaffen. Auch wenn ich Anfragen ausschlage, bleiben Agenturen wegen ihrer Freundlichkeit im Gedächtnis. Gratulation an die Mitarbeiter.

denkfabrik johannes
ich habe mich verkauft
  1. Sünde: Blogposts für Geld. Geldgier oder „normal business“?

Shame on you! DU hast Geld angenommen. DU hast dich verkauft. DU bist für mich gestorben.

Blogger können entscheiden, wie sie den Blog führen. Es gibt mehrere Möglichkeiten:

  • Hauptberuflich bloggen
  • Der Blog ist etwas mehr als Hobby
  • Der Blog als reines Hobby

Hauptberuflich Bloggen

Bei hauptberuflichen Bloggern hat Geld verdienen eine hohe Priorität. Daraus resultieren mehr Kooperationen, denn wie heißt es so schön: „Vom Beruf soll man auch leben können.“ Ja, damit ist „Blogger“ ein Berufsbild. Natürlich kann eine extreme Vermarktung zum Vertrauensverlust führen. Die Hure des Geldes verliert immer.

Hobbyblogger…oder etwas mehr als ein Hobby.

Für den Hobbyblogger Nr. 1 ist sein virtuelles Tagebuch etwas mehr wie eine Nebenbeschäftigung. Mailanfragen von findigen Marketern häufen sich. Und warum eigentlich Sponsorings nicht annehmen? Spaß und Geld verdienen verknüpft – win win für den Blogger. Und auch für den Leser?

Happy Hobbyblogger

Bei Hobbyblogger Nr. 2 bleibt der Blog so wie er ist. Frei von Werbung und Online Marketing. Top! Für Leser sehr angenehm.

Ganz ohne Vermarktung geht es aber manchmal nicht. Durch den Blog erhält der Schreiberling auf Dauer eine gute Reputation, was andere Möglichkeiten des Marketings ermöglicht (Das trifft auf alle Blogger zu). Und schon wird Hobbyblogger 1 zu 2 oder macht Bloggen zum Beruf. Für Leser angenehm weil eine indirekte Vermarktung nicht offensichtlich ist. „Werbefrei“ ist damit nur mehr eine Farce. Wie bei der 0% Finanzierung. Bearbeitungsgebühren bezahlst du trotzdem.

Langfristig entscheiden die Leser

Es hängt nicht alles vom Blogger ab. Die Leser müssen im Vordergrund stehen und können mitentscheiden. Ist die Vermarktung zu aggressiv, werden treue Fans abspringen. Meiner Erfahrung nach sind wir aber Werbung gewohnt. Vor allem bei der jüngeren Generation auf Youtube ist schön zu beobachten, dass integrierte Werbung großteils nicht verwerflich ist. Das rechtfertig aber kein Werben. Nimmt man Anzeigen nur wegen Geld an und achtet gar nicht mehr auf sein Publikum, sind Kritiker vorprogrammiert. „Moneybitch“ und „Schlimmer als Dagobert Duck“ sind dann noch die harmlosesten Kommentare.

Dafür oder dagegen? Bist du gut oder böse?

Ich halte gesponserte Blogposts nicht für verwerflich, solange es mit dem Blog konform geht, es transparent ist und die Leser etwas davon haben. Ist kein Mehrwert vorhanden, ist die Werbung fehl am Platz. Ich verteufle aber keine Blogger, wenn sie nicht so denken. Leben und leben lassen.

Warum habe ich den letzten Artikel angenommen?

Zugegeben, das Thema war kontrovers. CFDs auf meinem Blog? Puh. Aber ok, eine Einführung in das Thema funktioniert und ist sinnvoll. Differenzkontrakte waren für mich noch nicht greifbar und die Beschreibung hat einen Mehrwert für meine Leser. Zusätzlich spielte noch etwas anderes eine Rolle. Dazu muss ich etwas ausholen.

Liebe deinen Nächsten.

Ein religiöser Touch. Ouch. Das hatten wir doch schon beim letzten Gastartikel. Ich bin nicht religiös, aber der Satz trifft es am besten. Meine Eltern lebten mir dieses Credo vor und erzogen mich danach. Als es vor Jahren in Österreich zu einer großen Überschwemmung kam und viele Familien ihr Hab und Gut verloren, spendeten meine Eltern eine extrem hohe Summe. Ein Betrag, der den bearbeitenden Beamten kurz nachfragen ließ: „Wie bitte? Wirklich? Sind Sie sicher?“

Ich bin davon überzeugt, das sich daher einer meiner fundamentalen Werte fest verankerte: Setze dich für andere ein. Daraus resultiert auch das festgeschriebene Credo meiner Werbeagentur („Mehrwert und Verantwortung geht bei uns einher. Wirtschaften soll auch der Gemeinschaft zu Gute kommen. Deshalb setzen wir uns für Menschen und Nachhaltigkeit ein.“)

Dezember bot eine optimale Gelegenheit, diesen Wert auch mit dem Blog zu leben. Die Entscheidung, den Auftrag anzunehmen, resultierte daraus. Leider kam es bei der Abwicklung zu einer Verspätung und ich konnte mein Vorhaben im Dezember nicht mehr einlösen.

Jetzt ist es soweit. Wir kaufen eine Ziege.

caritas shop
caritas shop

Ein Teil der Vergütung fließt einem Projekt der Caritas zu. Die Idee ist, die Grundbedürfnisse des Menschen zu sichern und ein Tier zu spenden. Ich habe mich für die Ziege entschieden. Diese Art zu helfen halte ich für sinnvoll, weil es nicht nur „Geld verschenken“ ist und hoffentlich wenig/nichts in der Verwaltung stecken bleibt. Die Bezahlung erfolgt im Laufe der nächsten Woche.

Und wisst ihr was das Beste ist? IHR habt das ermöglicht. Durch den Besuch gebt ihr mir Reichweite. Durch Reichweite kommen Kooperationen zustande. Ihr habt mit mir gespendet.

Lange habe ich mir überlegt, dieses Vorhaben öffentlich zu machen.

Warum? Ich kenne Blogger, denen vorgeworfen wurde, nur wegen der dadurch generierten Aufmerksamkeit zu spenden. Seitdem schreiben sie nicht mehr darüber, machen es aber trotzdem. Ich hoffe, ihr seht das nicht so.

„Ja genau, jetzt spendet der Johannes von denkfabrik.rocks. Und was ist mit den anderen/restlichen Einnahmen?“

Ich will mich definitiv nicht als „heiliger Samariter“ hinstellen und zeige euch, wo das restliche Geld momentan hinfließt, das ich mit dem Blog verdiene:

  • Serverkosten
  • Domain
  • WordPress Plugins/Templates

2016 gab es zwei Kooperationen. Die Einnahmen decken, abzüglich der Spende, nur knapp einen Punkt in der Liste ab, dafür aber den größten Teil des Kuchens. Affiliate Einnahmen sind kaum vorhanden. Bei Google Adsense ist es ebenso. Alles Geld fließt wieder in den Blog zurück. Es ist durchaus möglich, dass in Zukunft „mehr“ herauskommt. Mein Ziel ist aber, immer etwas für Dezember zurückzulegen, um auch mit dem Blog mein Credo einzuhalten.

  1. Sünde: Kein Lesererlass.

Stimmt, ich habe euch nicht gefragt ob ihr bezahlte Beiträge wollt. Es liegt im Ermessen des Bloggers (Siehe 3 Arten von Bloggern). Warum ich mich für Kooperationen entscheide, wisst ihr schon (Passt zum Blog, Mehrwert für Leser). Eure Meinung ist mir aber wichtig. Daher konkrete Fragen an euch, die interessant für meinen weiteren Weg als Blogger im Umgang mit Agenturen wird:

  • Wie steht ihr zu bezahlten Beiträgen?
  • Ist es für euch ok?
  • Wann ist es nicht ok?
  • Wie denkt ihr über Blogger, die Kooperationen annehmen?

Sind Kooperationen schlecht?

Ja. Nein. Vielleicht. Es kommt darauf an. Die Frage ist schwierig zu beantworten und von jedem Blickwinkel anders zu beurteilen. Wenn aber

  1. Transparenz gegeben ist
  2. Ein Mehrwert entsteht
  3. Es zum Blog passt

sehe ich persönlich kein Problem. Oder wie manch anderer sagen würde: „Sünder!“

13 Kommentare zu „Ich habe mich verkauft“

  1. Schöne Sache und guter Text, das mit der Spende ist eine gute Idee.
    Mir sind Kooperationen von Bloggern egal, außer es sind zu viele oder in einem Monat ausschließlich bezahlte Beiträge. Ansonsten finde ich es ok. Blogger investieren Zeit, warum soll es also immer kostenlos sein? Über die „indirekte Werbung“ habe ich noch nicht nachgedacht und muss dir zustimmen. Bei vielen Finanzbloggern liest man ja von eigenen Angeboten.

    Weiter so,
    Christina

  2. Hi Jo,
    also ich denke, dass du es mit diesem Beitrag sehr gut erfasst hast. Die verschiedenen Bloggerformen bestimmen, was dem Blogger am liebsten ist, doch die Leserschaft bestimmt, was sich am Markt durchsetzt!
    Ein paar einzelne thematisch passende bezahlte Artikel sind denke ich absolut in Ordnung. Solange de kritische Beleuchtung des Themas möglich ist!
    Liebe Grüße
    Florian

  3. Super interessant und endlich eine öffentliche Positionierung dazu. Respekt und super gemacht! Weil: Ich sehe das ganz ähnlich! Es gibt keinen Codex, der Gegenteiliges besagt. Warum also nicht machen, wenn es passt? Du verfolgst eigene, gute Ziele! Alles was dich diesen Zielen näher bringt und deine Wertevorstellungen nicht untergräbt kannst und solltest du mitnehmen!

  4. Hallo Johannes,
    ähnliche Gedanken hatte ich auch, als ich den Podcast hörte.
    Toll, dass du das Thema aufgegriffen hast. Ich finde deine Gedanken dazu gut. Das deckt sich in weiten Teilen mit meiner Meinung.
    Ich finde Kooperationen auch nicht grundsätzlich verwerflich. Du steckst viel Zeit und Herzblut in deinen Blog, hast die angesprochenen Kosten und wenn das Thema der Kooperation passt und es keine „Werbeveranstaltung“ wird, können doch alle zufrieden sein!
    Wer sich mit der Frage etwas beschäftigt wird wohl gerne auf den befürchteten Shitstorm verzichten. Wer trotzdem meckert hat es nicht kapiert oder du bist vielleicht doch über ein gesundes Maß hinausgeschossen 😉

    Was deine noch schmalen Adsense Einnahmen angeht, habe ich eine Angewohnheit der Freiheitsmaschine übernommen und schaue mir Banner auf Blogs die ich besuche genauer an 😉

    Beste Grüße und einen schönen Start in die Woche
    Vincent

    1. Hi Vincent,

      danke für dein Feedback. Super, dass sich auch Bloggerkollegen mit dem Thema auseinandersetzen, das nicht ganz einfach ist. Das mit den Adsense Einnahmen finde ich toll! Werde das gleich nachahmen 😉

      LG
      Johannes

  5. Shame, Shame Shame!

    Nee, Spaß 😉

    Finde es vollkommen in Ordnung Kooperationen einzugehen. Die Art und Weise macht hier jedoch den Unterschied. Wenn ich manche Blogartikel lese, die mir offensichtlich null Mehrwert liefern und nur darauf abzielen bei XY ein Depot zu eröffnen oder Dank „Kreditvergleich“ den besten Kredit zu finden, klicke ich sofort auf den roten Button oben rechts und werde wohl nicht zurückkehren. Ähnliches gilt für Adsense. Ja ich weiß, dass das mittlerweile eine normale Werbeform auf Blogs ist. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede in der Platzierung und wie penetrant sie auf den Leser wirkt. Da muss ich mir anhören meine gifs wären nervig…

    Deine Kooperation bietet dir monetären Mehrwert und deinen Lesern inhaltlichen Mehrwert: Passt also für alle. Wie du das Geld dann verwendest ist komplett deine Sache. Ob du es spendest sollte dem Leser auch egal sein. Es sollte hier auch gar keine Erwartungshaltung bestehen. Du steckst Arbeit rein, also darfst du auch über die Einnahmen frei verfügen. Wenn du deinen Lohn am Ende des Monats erhältst, steht ja auch niemand mahnend da und sagt: „Mensch Jo, du Golddigger verkaufst deine Zeit für Geld, hab wenigsten den Anstand es zu spenden.“
    Zum Thema „Monetarisierung von Blogs“ könnte man trefflich diskutieren. Ich finde es amüsant, dass viele Blogger kurze Zeit nach dem Start bereits an Monetarisierung denken (ich meine damit jetzt nicht dich). Die Erwartungshaltung schon sehr bald aus dem Blog eine Nebeneinkunftsquelle zu machen, ist recht utopisch. Tretet erstmal in Vorleistung und eines Tages vllt zahlt es sich auch monetär aus. So war es ja auch bei dir, du hast jede Menge Content ohne viel Vermarktung. Monetarisierung sollte aber nicht der Anreiz für das Schreiben sein. Der Stundenlohn ist nämlich erbärmlich.

    Mach weiter so!

    Pascal

    1. Hey Pascal,

      wie immer ein schönes Feedback von dir. Danke!
      Das mit Adsense war auch bei mir so…Hatte den Banner extrem penetrant vor dem eigentlichen Blogpost. Das mit dem Spenden ist natürlich jedem selbst überlassen und ich mache das nicht an meine Leser fest. Es ist ganz einfach ein Ziel von mir. Manchmal wundere ich mich auch, wie offensiv neue Bloggerkollegen mit Werbung beginnen. Das wirkt teilweise schon abschreckend. Stimmt, monetär zahlt sich eine Monetarisierung sowieso erst nach einer gewissen Zeit und entsprechenden Besuchern aus.

      LG
      Johannes

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