Seien wir uns ehrlich. Du weißt, dass du sparen solltest. Du weißt, dass du auf den täglichen Starbucks-Besuch verzichten und weniger ausgeben solltest. Du weißt, dass Kredite nicht besonders toll, aber manchmal notwendig sind. Du weißt, dass du investieren solltest. Und du weißt, dass du mit dieser Meinung nicht alleine bist. Aber warum beginnst du dann nicht?
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Die Abhängigkeit von Konsum
Wie Forscher des Leibniz-Instituts herausgefunden haben, hängt nicht nur unsere Lebenszufriedenheit vom Haushaltseinkommen, sondern auch von unseren Konsumausgaben ab. Interessanterweise machen Bildung, Bekleidung, Freizeit und Gastronomie besonders zufrieden. Auch die Werbepsychologie trägt zu Kaufentscheidungen bei. Kleinere Veränderung in der Raumaufteilung des Supermarktes oder bei Gerüchen wirken sich positiv auf unsere Kauflust aus. Wenn diese zwei Ergebnisse im Vordergrund stehen, ist folgendes festzuhalten:
- Konsum erhöht unsere Zufriedenheit
- Werbepsychologie trägt zum Kauf bei
Daher eine provokante These: Wir sind Abhängig vom Konsum und diese Abhängigkeit wird von Unternehmen gefördert. Schon seit der Antike konsumieren wir verschiedene Produkte, was beispielsweise durch die Begriffsgeschichte des lateinischen „consumere“ erkennbar ist. Aber warum gibt es Menschen, die weniger für Konsum ausgeben? Logisch: Es ist der freiwillige und bewusste Verzicht – der übrigens laut Psychologen die Lebenszufriedenheit nicht negativ beeinflusst. Verzicht ist deshalb so schwer, weil wir Zufriedenheit wollen und uns diese Zufriedenheit immer vorgekaut wird. Mögliche Schritte zum Verzicht auf Hamsterkäufe sind daher:
- Weniger Fernsehen, Radio…allgemein Medien die mit Werbung zu tun haben (Schwierig, aber möglich)
- Verzicht trainieren und Standpunkte aufschreiben. Warum will ich weniger Konsumieren? Wie kann ich einen voreiligen Konsum verhindern? Will ich langfristiges Vergnügen, oder immer wieder kurzfristige Ausgaben?
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Die Scheu vor Neuem
Neues zu lernen ist immer mit einem Risiko verbunden. Dem Risiko zu verlieren, nicht gut genug zu sein oder als Idiot dazustehen. Manche Menschen sind in dieser Hinsicht vorsichtiger als andere, es kommt lt. der Psychotherapeutin Doris Wolf wohl auf die Erziehung und Erfahrungen an. Man kann diese Scheu auch als mehr oder weniger ausgeprägte Angst bezeichnen.
Als Beispiel dient uns nun die Beschäftigung mit ETFs.
Person A hat Angst etwas falsch zu machen und unterlässt die Beschäftigung mit ETFs.
Doch was kann er tun, um diese Scheu vor „wirtschaftlichen Themen“ zu überwinden
- Die Angst bzw. Scheu vor Finanzen annehmen. Warum ist diese Angst da?
- Eine Bewertung vornehmen. Wir alle neigen dazu, uns Situationen schlimmer auszumalen als sie sind. Ist die Angst vor ETFs also begründet? Was kann passieren?
- Beim vorhergehenden Gedankenspiel werden jetzt viele die Scheu vor Finanzen nennen. Aber ist das wirklich eine begründbare Angst? Vor allem wenn man es vorher gar nicht probiert oder sich eingelesen hat? Nein. Jetzt am besten mit einem einfachen Task beginnen. Zum Beispiel mit einer motivierenden Geschichte die mit Finanzen zu tun hat.
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Prokrastinieren (Aufschieben)
Ein wunderschönes Wort. Ich liebe diesen Begriff. Es ist alles getan, alles vorbereitet und alles geplant. Es fehlt nur mehr der letzte große Schritt – das Machen! Immer wieder beobachte ich das Phänomen des „Nicht-Handelns“. Oft ist das bei Menschen der Fall, die sehr stark über sich und ihre Umgebung nachdenken. Dieses „aber was ist wenn“ schwirrt einfach immer im Kopf herum (Siehe Punkt 2). Das heißt keinesfalls das ich nie prokrastiniere. Irgendwie gehört es doch zum Leben dazu einfach mal „Intressiert mich jetzt nicht“ gen Himmel zu schreien.
Aufschiberitis kann aber zu einem wirklich schweren Problem werden. Wir konzentrieren uns auf den Zusammenhang mit Finanzen. Welche Strategien gibt es gegen dieses lästige Problem?
Laut der Uni Münster tragen folgende Faktoren zur Lösung bei:
- Strukturierung
- Ziele setzen
- Veränderung der Arbeitsgewohnheiten
- Ablenkungen vermeiden
Setze also bei diesen Punkten an, wenn du mit deinen Finanzen durchstarten willst. Du könntest beispielsweise den Termin: „Eine Stunde Geld verdienen“ in deinen Kalender eintragen und dich dann zeitlich penibel daran halten. Oder ganz bewusst all die Ablenkungen des Lebens wenn möglich ausschalten. (Viele Ablenkungen sind ja heute von elektronischer Natur)
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Superficial Stuff & andere Aktivitäten sind wichtiger
„Woher jetzt noch die Zeit nehmen um mich über meine Finanzen zu kümmern?“
„Was machst du denn am Abend?“
„Da muss ich mich mit Bibi treffen um mit ihr über diesen neuen Popstar zu quatschen, dann kurz Sven besuchen um nachher mit Chrisi und Manu in die neue angesagte Cocktailbar zu gehen.“
„Ok, und morgen?“
„Neee, morgen ist es ganz schlecht. Da spielt Dortmund gegen Liverpool und später muss ich noch zu Becki. Sie hat mich zum Bowlen eingeladen.“
„Ok. Was ist mit morgen Mittag?“
„Neee, ganz schlecht. Ich brauche neue Klamotten, meine alten sind erst 1 Woche alt.“
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder man entscheidet sich gegen oder fürs Investieren. Im obigen Fall waren andere Aktivitäten und Oberflächliches wichtiger. Keine Frage, menschliche Kontakte sind das schönste im Leben! Aber musst du dich wirklich stundenlang über einen Popstar unterhalten? Musst du wirklich Klamotten kaufen gehen, wenn du noch genug im Schrank hast? Vielleicht ist die Beschäftigung mit deinen Finanzen in diesen Fällen doch wichtiger. Zu Beginn der Finanzkarriere muss man sich Zeit verschaffen und Prioritäten setzen. Einmal nicht bei einem oberflächlichen Smalltalk dabei zu sein ist sicher verzeihbar, oder?
Mir ist bewusst, dass ich in diesen Beispielen wahrscheinlich Extreme aufgreife.
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Die Geld-Falle
Bringen wir es auf den Punkt: Du glaubst, du hast zu wenig Geld um ins Finanzgeschäft einsteigen zu können. Warum? Weil du in den Medien ständig von Millionenbeträgen liest? Wenn du von vornherein wüsstest, dass es Sparpläne für 50€ im Monat gibt, was würdest du dann sagen? Wenn du von vornherein wüsstest, dass es Communities gibt, die regelmäßig Artikel über Sparmöglichkeiten schreiben, was würdest du dann sagen? Wenn du sehen würdest, dass Kleinanleger auch an der Börse agieren, was würdest du dann sagen?
Im Endeffekt kommt es auf Erfahrungswerte an. Für jemanden, der keine Menschen in seinem Umfeld hat die investieren, wird es tendenziell schwerer zu beginnen. Warum? Die Perspektive und Erfahrung fehlen. Ich hatte beispielsweise in „jungen Jahren“ 😉 keinen Plan vom Investieren, wusste nicht das es mit kleinen Beträgen möglich ist und es war auch gar nicht auf meinem Schirm. Eben gerade weil mir die Bezugspersonen bzw. ein kleiner Stoß in die richtige Richtung gefehlt hat. Sei es ein Buch, ein Kommentar oder ein kleiner Abschnitt in einem Blog. Alles kann zur Veränderung der Perspektive führen.
Also, auf zu neuen Ufern!
6. Du schreibst nicht darüber
Du kannst ganz traditionell ein Tagebuch führen, Graffitis auf Wände sprühen oder einen Blog befüllen. Was hat Schreiben mit Beginnen zu tun? Schreiben löst Probleme, so Experten (lt. Psychologie-heute). Chaos lässt sich ordnen und Lösungen erscheinen klarer – so die Psychologin Dr. Elisabeth Mardorf. Expressives Schreiben kann sich sogar extrem auf die körperliche und seelische Gesundheit auswirken, wie Pennebaker in seiner Studie nachgewiesen hat. Es ist bewusstes Nachdenken über das eigene Handeln – würde ich behaupten. Und genau das ist die Stärke, wenn du mit dem Börsenhandel beginnen willst. Du teilst deine Erfahrungen.
Ich war schon an der Börse aktiv, bevor ich begann diesen Blog zu schreiben. Allerdings spüre ich, wie diese Form des öffentlichen Ausdrucks antreibt und motiviert. Es ist einfach toll über Erfahrungen zu schreiben, vielleicht sogar ersten Tipps zu geben, andere seine Ansichten zu erklären und schriftlich darzulegen.
Und jetzt kommt das ultimativ tolle: Es wird sogar darauf reagiert. Die Finanz-Community ist toll, unterstützend und bedankt sich mit Besuchen und Kommentaren. Vor allem die kritischen Beiträge sind spannend und führen zu einer schönen Diskussion. Du lernst also nicht nur zu schreiben, sondern auch Argumentation und hast wahrscheinlich breiteres Verständnis für eine bestimmte Thematik, eben aufgrund deiner Besucher (An dieser Stelle ein herzliches DANKE an all meine BesucherInnen und Kommentarlinge)
Im Grunde weißt du was zu tun ist. Du musst nur dranbleiben, Zeit investieren und dich z.B. mit der Finanz-Community vertraut machen. Denn gemeinsam lernt es sich schließlich am besten!
Quellen
http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/konsumpsychologie-wie-uns-der-supermarkt-zum-kaufen-verfuehrt/14493368.html
www.psychologie-heute
https://www.uni-muenster.de/Prokrastinationsambulanz/prokrastination.html
https://www.palverlag.de
Hey Johannes,
toller Artikel und er greift viele Punkte auf die ich auch bei mir lange beobachten konnte. Besonders die Aufschieberitis hab ich noch immer nicht ganz in den Griff bekommen. Aber daran arbeite ich!
Liebe Grüße
Flo
Hey Flo,
puuh da kann ich mich momentan auch nicht ausnehmen 😛
LG
Johannes
Hallo Johannes,
ich habe auch bereits gemerkt, dass vieles klarer wird, wenn ich es ausformuliere und anderen Menschen erkläre.
In den meisten Fällen machen wir schließlich alle finanziellen Entscheidungen nur mit uns selbst aus, da man über Geld schließlich nicht redet. Es recht nicht übers Investieren. So denken wir nur über das Geld und Investieren nach, bringen in der Regel unsere Gedanken nicht so strukturiert und begründet auf den Punkt.
Schöne Grüße
Dominik
Hey Dominik,
freut mich zu hören. Bei mir ist es ähnlich, schreiben ordnet.
Über seine Finanzen zu schreiben ist ein großer Schritt, hilft aber immens, vor allem wenn man sich mit anderen Austauschen kann.
LG
Johannes
Hi Johannes,
dein Artikel bringt es sehr gut auf den Punkt. Vermögensaufbau erscheint zunächst kompliziert und anstrengend. Manchmal auch angsteinflößend, denn von der Börse hört man schließlich viele Horrorszenarien. Ausreden sind da schnell gefunden, wie du zeigst.
Doch sobald man sich informiert und einfach mal mit kleinen Schritten anfängt, ändert sich das schnell. Und vermutlich ärgert man sich, nicht noch viel früher angefangen zu haben. Momentum baut sich schnell auf.
Besten Dank für’s Verlinken 🙂
Pascal
Hey Pascal,
danke. So ist es, und Blogger wie du helfen dabei 😉
LG
Johannes
Hallo Johannes,
du beschreibst hier einen typischen Teufelskreis, den vielen von uns kennen – dabei bist du sehr akribisch vorgegangen. Ich bin sehr beeindruckt und leider hab ich mich in dem einen oder anderen Punkt wiedererkannt *Asche auf mein Haupt* Wir sollten alle ein wenig mehr Zeit investieren und versuchen in verschiedenen Sparten des Lebens zu sparen – gar nicht so einfach. Aber mit deinem genannten Punkt 6 will ich versuchen zu beginnen. Das könnte ein nächster Beitrag für meinen Blog http://www.finanzblogger.at/ werden – welche Punkte, meinst du, darf ich auf keinen Fall vergessen?
LG
Janine
Hey Janine,
du darfst auf jeden Fall nicht vergessen, dass „du“ eine Agentur bist ;).
LG
Johannes
Hi, nein ich heiße wirklich die Janine und schreibe für finanzblogger.at. 🙂
Achso,
habe mich nur am Impressum orientiert 😉
LG
Johannes
Hallo Johannes
Toller Artikel bei dem ich mich selbst wieder erkannt habe und mir meine eigenen Strategien entwickelt habe.
Die, ich nenne sie mal, „Konsumsucht“ ist ein ganz großes Problem. Meistens geht es ja nicht darum was man kauft, sondern das man etwas kauft. Ich habe angefangen, jedes mal wenn es mich in den Fingern juckt und ich das Gefühl habe mir etwas kaufen zu müssen, mir einfach ein Buch kaufe oder einen Kurs bei EDX mache. Das kostet zwar auch Geld, ist aber eine Investition, ohne das man vorher erstmal einige Stunden Analysieren muss worin man sein Geld investiert, wie z.B. bei einer Geldanlage, da alles was man lernt einem einen Mehrwert gibt. Das beruhigt mich persönlich dann.
In manchen Fällen gehe ich dann auch einfach auf mein „Trader“ Konto. Bei dem ich meist sehr hohe Risiken eingehe. Auf dem Konto sind natürlich nur Bruchteile meines Anlagehorizonts, aber selbst das halte ich für besser als mir die neue Spiegelreflexkamera zu kaufen, die man sowieso nur 3 mal benutzt und sonst meist seine Fotos mit dem Handy macht, es sei denn man ist Hobbyfotograf, dann ist das natürlich ein anderes Thema.
Zum Thema Aufschieben möchte ich folgendes sagen. Manchmal ist es nicht schlimm, wenn man etwas aufschiebt. Man muss nur ganz genau für sich selber festlegen, was einem im Leben am wichtigsten ist und danach eine Prioritätenliste erstellen. Ich habe angefangen mir jeden Abend eine To Do Liste aufzuschreiben und nach Wichtigkeit und persönlichen Interesse zu gliedern, so dass ich zunächst erst mit den Dingen anfange die Dringend sind und für mich persönlich sehr wichtig sind.Damit das nicht nur so steht will ich z.B. ein kleines Beispiel geben.
Für mich persönlich sind Finanzielle Freiheit, Freunde und Reisen wichtig. Wie man sieht steht Gesundheit/ Sport nicht dabei (Sollte zwar vielleicht, ist aber einfach nicht so.) Also erstelle ich meine Liste nach diesen wichtigen Punkten und die Dringlichkeit der vorhandenen Punkte. Daher fällt das tägliche Joggen aus und findet sich vielleicht als 1 mal in der Woche als Schwimmen auf einer meiner To Do Listen. Wichtig ist das man sich die To Do jeden Tag für den nächsten Tag schreibt und nicht für eine Woche.
Hi Manuel,
das ist eine richtig gute Idee! Statt sinnloser Konsum in Bildung investieren – Hut ab!
Das Traderkonto finde ich interessant. Unter diesen Umständen sogar nachvollziehbar.
Du erinnerst mich an meine Angewohnheiten. Die To-Do-Liste am Abend habe ich leider aufgegeben, wird Zeit, sie wieder zu aktivieren. Mit dem Aufschieben hast du schon recht. Es gibt Dinge, die kann man hinten anstellen. Ich bin aber eher ein Freund von „sofort Erledigen“.
Danke für deinen Kommentar. Ab heute Abend wird wieder eine To-Do-Liste gemacht.
LG
Johannes